Walter, DAS WALSERSCHIFF

1984     S / D / dt  (Walserdeutsch)

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Plakat: Peter Schneider

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Uraufführung
Silja Walter: DAS WALSERSCHIFF
FREILICHTSPIELE RHEINWALD SPLÜGEN, OK Präsident: Heinrich Stoffel

Ein Freilichtspiel. Oberdorf Splügen.

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Premiere: 6. Juli 1984 (Uraufführung)
Weitere Vorstellungen: 7., 8., 13., 14., 15., 20., 21. Juli, jeweils 20.30 Uhr

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In den Jahren des 2. Weltkrieges wurde im Rheinwald ein besonderer Kampf ausgefochten: gegen die Flutung des Tals.

Ein Kraftwerkkonsortium wollte hier in der Nähe von Sufers eine Staumauer hochziehen um Elektrizität zu erzeugen, für den Fortschritt – wie in Marmorera das Dorf wäre hier ein ganzes Tal geopfert worden. Am 11. März 1944 lehnte die Bündner Regierung auch noch den letzten Rekurs der Kraftwerkkonsortien ab.

In Erinnerung daran, gegen die Angst und für die Zukunft, entstand diese Theaterprojekt mit den Talbewohnern.

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Beteiligte Spieler und ihre Rollen:

Andrea Zogg – Christian
Nina Trepp – Urschla

Christian Schmid – Kolonist
Georg Trepp – Johann Cresta
Franz Furger – Heinrich von Canza
Johann Furger – Walter von Canza
Hansjürg Jeuch – Peter von Riale

Meini Hunger – Freiherr von Vaz

Fotos: Herbert Mäder

Florian Camastral – Säumer
Jeremias Camastral – Säumer

Peter Meisser – Landammann
Walter Calonder – Ammann
Christian Gilli – Kreisrichter
Marcus Guidon – Schreiber
Alfred Aebli – Dorfdiener

Dörfler:
Heinrich Mengelt, Jürg Mengelt, Hans-Ruedi Trepp, Arnold Camastral, Walter Mengelt, Peter Flütsch

Theo Marti – Direktor der Kraftwerke
Richard Hänzi – Werkagent
Noldi Messmer – Geometer

Buuchifrauen:
Lili Camastral, Annagreth Egger, Christine Flütsch, Ursi Pöhl, Engalina Schwarz, Nina Trepp

Mädchen:
Margrith Flütsch, Anna-Marrtina Lorez, Fabia Mengelt, Cornelia Meuli, Eva Meuli, Annika Wanner, Daniela Zürrer

Knaben:
Rico Meuli, Roland Furger, Christian Simmen, Urs Simmen

Seetier:
Reto Attenhofer, Hannali Belz, Erich Camastral, Werner Dettli, Elsi Jegen, Sandra Merki, Erika Simmen, Patricia Strub, Sabina Wanner

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Regie und Ausstattung – Gian Gianotti
Projektleitung – Andi Caviezel, Reto Attenhofer
Dramaturgie – Erika Hössli, Kurt Wanner

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Bau Bühnenbild, Requisiten – Alfred Aebli, Peter Bentele
Kostüme – Elsi Bentele
Musik – Roland Winker
Beleuchtung – Bruno Baptista, Willi Baumberger

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Presse, Werbung – Kurt Wanner
Grafik – Peter Schneider
Programmheft – Kurt Wanner, Erika Hössli, Gian Gianotti
Museum – Remo Allemann
Publikumsorganisation – Maria Trepp

Vorbestellung, Verkauf – Verkehrsverein Splügen
Kassa – Vreni Rüedi
Photo – Remo Allemann
Verkehr – Georg Strub
Tribünenbau – Hans Flütsch

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DAS WALSERSCHIFF – EIN PROJEKT “RÄTISCHES THEATER”
Von Gian Gianotti

Dass die Rheinwalder Walser sich für Wohnraum, Arbeitsraum, Umwelt, Lebensraum ganz allgemein und für ihre Nachkommen einsetzen, erhält heute eine ganz besondere Aussagekraft. Gespräche und Erfahrungen zum Inhalt von “Das Walserschiff” von Silja Walter fruchteten eine Grundlage, die den Mitspielern ab und zu und z.T. auch dem Publikum eine Konfrontation mit ihrer eigenen Vergangenheit hier in Graubünden bietet. Der Entscheid in der Sache Stausee Hinterrhein gibt uns heute ein Beispiel aus der jüngsten Vergangenheit, in dem sich eine Bevölkerung für ihre eigene Kultur und Lebensform entscheidet, für eine Kultur der Selbstversorgung, der Beziehung zur Landwirtschaft und der Genügsamkeit.

Was mich vor allem interessiert hat in diesem ganzen Projekt, ist die Geschichte, die Studie der vergangenen Kultur (Kultur im breitesten Sinn aufgefasst, also auch mit Roden, Säumen, Dorfwaschen usw.), eigentlich die Vergegenwärtigung der alten Lebensform, um mich jetzt in der neuen und neuesten Zeit zurechtzufinden. Ich denke dass der Mensch seine Geschichte braucht, und vor allem braucht er seine Kultur, um die Zukunft in Angriff zu nehmen. Auch muss der Mensch seinen eigenen Lebensraum darin einrichten können, diese örtliche und gefühlsmässige Geborgenheit, um die Schritte, die er im Leben wagt, auch irgendwie positiv für sich und seine Nachkommen umzusetzen. Ganz allgemein heisst das, dass der Mensch eine gewisse Verantwortung erfahren und erleben muss, dass er sich im geschichtlichen Kontext zurechtfinden muss, um überhaupt aktiv und positiv in einer Region, Zeit, Bekanntschaft und Natur leben zu können. Wenn mit dieser Arbeit hier im Rheinwald, auch nur zu einem kleinen Teil mitgeholfen wurde, einige positive Entscheidungen aus der Vergangenheit in Erinnerung zu rufen, dann hat sie bestimmt einen wichtigen Beitrag geleistet für die Unterstützung einer heutigen positiven Entscheidung für die Zukunft.

Wir befinden uns heute in einer Zeit der Neuorientierung und der Infragestellung. Jeder Tag verlangt von uns eine Position, eine Entscheidung: Ist es richtig? Kann ich es verantworten? unterstützt meine Entscheidung das Gemeinschaftsleben oder eine eigene kleine private’ politische Machtposition? Das sind wichtige, tägliche Fragen, die eine klare bewusste und verantwortungsvolle Antwort verlangen.

Unser Zeitalter baut sich Bunker zum Überleben, Amerikaner und Russen sind heute sogar daran, unsere Erde zu verlassen. Sie bauen sich “Systeme” im All, für die “Forschung”, für das “Leben”. Sind wir an einem Punkt in der Geschichte angelangt, an dem wieder nach einem neuen Noah gesucht wird, der die Menschheit (oder ein kleines Teilchen davon) ins Leben nach dem grossen Sterben hinüberretten kann? Dürfen wir unseren Lebensraum und unsere Beziehungen so einrichten, dass wir uns eine solche Überlebenschance einrichten müssen? Und hat das noch etwas mit überleben zu tun?

Nein, ich möchte mich für ein anderes Leben entscheiden, als für jenes in der “Arche”. Ich möchte einen positiven Beitrag zum Leben hier leisten, damit die grosse Sintflut nicht einkehren muss – und Sintflut ist hier gleichbedeutend wie Krieg, Passivität, Verpestung der Umwelt und Zerstörung von Lebensraum. Ich möchte gerne hier bleiben und leben können.

Jeder Mensch braucht seine Zeit, seine Umgebung und seine Kultur, ja er ist erst darin eingebettet überhaupt fassbar. Mit meiner Arbeit möchte ich Menschen und Geschichte fassbar machen, Geschehnisse und Wunschperspektiven in den Alltag bringen, mit Bewusstsein und Verantwortung. Ich möchte das Kennenlernen von Menschen und Kulturen unterstützen, damit wir eine Beziehung dazu haben. Mit der Hoffnung, dass wir eine Sache, zu der wir eine positive Beziehung haben, auch pflegen und nicht zerstören.

Aus diesem Grunde ist auch das Projekt für ein RÄTISCHES THEATER entstanden, eine Möglichkeit, in meinem Beruf, Leute in diesem begrenzten Raum des Kantons Graubünden zu erreichen – Splügen 84 ist ein Schritt in dieser Richtung.

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Programmheft / Plakat

 

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Das Programmheft:
>>>    Das Walserschiff, Programmheft     pdf, 26 Seiten

Mit Fotos der Proben

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Pressestimmen:

>>>  Uraufführung des Walserschiffes auf dem alten Splügner Dorfplatz,  Bündner Zeitung, kwr.  5.6.84
>>>  Über die Sprachgrenzen hinaus, Zum Beispiel Splügen,  Tages Anzeiger, SDA  8.6.84
>>>  Das Walserschiff, Ein Bündner Tal spielt seine Geschichte,  NZZ, Catrina  30.6.84
>>>  Die Arche im Bergtal,  Coop Zeitung, Catrina  30.6.84
>>>  Dorf im Theaterfieber,  Brückenbauer, Butz  4.7.84
>>>  Das Walserschiff vor dem Stapellauf,  Bündner Zeitung, kwr.  5.7.84
>>>  Der Blick ins Rheinwald öffnet den Blick in seine Geschichte,  Bündner Zeitung, kwr.  7.7.84
>>>  Das Rheinwald findet sich im Theater zusammen,  Tages Anzeiger, La Roche  9.7.84
>>>  Die ganz Gschicht stiigt i miis Schiff,  Bündner Tagblatt, hrg.  9.7.84
>>>  Erfolgreiche Walserschiff-Uraufführung in Splügen,  BZ,pdj.  9.7.84
>>>  Das Walserschiff als Freilichtspiel,  Basellandschaftliche Zeitung, hwm  10.7.84
>>>  Vom Stausee zur Sintflut,  Das Gelbe Heft 84-28, Butz, Maeder  10.7.84
>>>  Zeichen einheimischen Kulturbewusstseins,  Schaffhauser Nachrichten, hwm  13.7.84
>>>  Rettung vor der neuen Sintflut,  Der Landbote, hwm.  14.7.84
>>>  Das Walserschiff wurde zum unvergesslichen Erlebnis,  BZ, kwr.  31.7.84

 

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