Katrin Sauter, Zur TemPest

TemPest

 

Tempest – von Ian Proctor designtes Kielboot mit Trapez und Spinnaker,
richtet sich nach einer Kenterung sofort wieder auf, unsinkbar

 

„TemPest“ ist ein Theater-Konzert, welches die Elemente Musik, Gesang, Schauspiel, Tanz, Bewegung, Bilder und Poesie vereint. Die vielfältigen Musikkompositionen (von Locke, Banister, Humphrey, Hart, Purcell, Gibbons bis zu Derungs und Bladt) zusammen mit dem neuen Libretto von Gian Gianotti bilden den musikalischen Teppich. In diesem sind unsere mehrschichtigen Gedanken zu Shakespeares „The Tempest“ eingewoben: Worin besteht Prosperos Sinn des Lebens? Welche Essenzen seiner Überlegungen und Lebenserfahrungen will er seiner Tochter für ein selbstgestaltetes Leben mitgeben? Wie reflektiert Tochter Miranda die Gedanken und Wertvorstellungen von ihm und denkt diese weiter? Wie entwickelt sich Miranda vom Kind zur Pubertierenden und hin zur Erwachsenen? Oder allgemeiner gefragt: Von welchen Überzeugungen müssen sich die älteren Generationen lösen, um Raum für Neues zu ermöglichen? Welche Lebensschlüsse ziehen junge Generationen aus den Lebenserfahrungen der vorigen? Wie frei gestalten sie ihren Lebensweg? Haben alte Machtstrukturen ausgedient und befinden wir uns bereits in einer Gesellschaft wieder, in der verantwortungsbewusstes Handeln die Weltgeschicke prägt? Oder gehört die Zukunft denjenigen, die blind den Vätern nacheifern? Wie gestalten wir – Alt und Jung – die Verbindung von Bewährtem mit Neuem? Was oder wem erteilen wir überhaupt eine Existenzberechtigung? Kann Liebe die Grabenkämpfe, Generationenkonflikte, das Oben und Unten, reich und arm überwinden und verbinden?

Die Komplexität von Shakespeares Sturm durchdringen wir in „TemPest“ auch auf konzeptioneller Ebene mit dem Einsatz verschiedener künstlerischer Mittel. Wir umkreisen die Frage nach deren Gleichberechtigung, Ablösung, Bereicherung und Abgrenzung. Alte und Neue Musik, analoges und digitales Licht, barocker und moderner Tanzstil, gesungener und gesprochener Text in Deutsch und Englisch begegnen und bereichern sich in der Konfrontation genauso wie Vater Prospero und Tochter Miranda in ihrem Prozess der Loslösung und Selbstfindung.

Alle Beteiligten im generationenübergreifenden Team haben mit ihrem persönlichen Hintergrund die inhaltliche Weiterentwicklung von „TemPest“ vorangetrieben. Unsere Auseinandersetzungen mit der Frage nach dem Sinn des Lebens, mit den Zeitepochen und deren künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten befruchten die vielschichtige Aussagekraft des Shakespeareschen Sturms. Die Suche nach dem Sinn des Lebens wird uns auch über dieses Projekt hinaus immer wieder beschäftigen.

 

Tempest – 1855 in Dienst gestelltes Passagierschiff der britischenReederei Anchor Line,
welches auf einer Überfahrt von New York nach Glasgow im Februar 1857
spurlos auf dem Nordatlantik
verschwand

 

Katrin Sauter, Mitarbeit Regie

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